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Langzeitneben- wirkungen

Published: 15 July 2010

Nierenprobleme

Tenofovir (Viread, auch enthalten in den Kombinationspräparaten Truvada und Atripla) wird über die Nieren ausgeschieden, und es gibt Hinweise darauf, dass Menschen mit anderen Risikofaktoren für Nierenerkrankungen (z. B. hoher Blutdruck oder Diabetes) bei Einnahme dieses Präparats ein höheres Risiko für die Entwicklung von Nierenproblemen haben.

Der heute nur noch selten eingesetzte Protease-Inhibitor Indinavir (Crixivan) kann Nierensteine verursachen, die eine ambulante Behandlung oder einen kurzen Krankenhausaufenthalt erforderlich machen können.

Ihre HIV-Behandlung sollte regelmäßige Untersuchungen Ihrer Nieren umfassen.

Sollten bei Ihnen Nierenprobleme auftreten, kann es erforderlich sein, die HIV-Therapie zu wechseln oder spezielle Medikamente für Ihre Nieren einzunehmen.

Lipodystrophie

Lipodystrophie bezeichnet Fettverteilungs- störungen, die sich als körperliche Veränderungen zeigen. Während man zunächst Protease-Inhibitoren für die Ursache hielt, sieht es heute danach aus, dass einige NRTIs die Hauptverursacher sind. Der Einsatz jener Medikamente, die am stärksten mit Lipodystrophie in Verbindung gebracht werden – AZT und d4T –, wird daher soweit möglich vermieden.

Veränderungen des Körperfetts unter einer Anti-HIV-Therapie können sich als Fettschwund, Fettansammlung oder als Mischung aus beidem zeigen. Mögliche Auswirkungen sind ein vergrößerter Bauchumfang (ohne Bildung von „Speckrollen“), vergrößerte Brüste, Fettverlust am Nacken/oberen Rücken, Fettzunahme am Nacken und an den Kiefern, Fettverlust im Gesicht (insbesondere an den Wangen) und am Gesäß sowie (aufgrund des Fettschwunds) hervorstehende Arm- und Beinvenen. Bei einigen Patient(inn)en kommt es zu kleinen Fettgeschwülsten, sogenannten Lipomen, oft in den Extremitäten oder am Stamm.

Bei Bauchfettzunahme im Rahmen einer Lipodystrophie handelt es sich um hartes Fett, das sich um innere Organe herum anlagert; der Bauch fühlt sich dann angespannt und aufgebläht an. Dies unterscheidet sich von dem weichen, beweglichen Fett bei Gewichtszunahme durch zu viel Essen oder zu wenig Bewegung.

Wie bereits erwähnt, versucht man die Substanzen, die am stärksten mit Lipodystrophie in Verbindung stehen, heute möglichst zu vermeiden. Bei Patient(inn)en, die entweder AZT oder d4T eingenommen hatten und zu Tenofovir (Viread) gewechselt haben, ist das Fett sehr langsam in die Extremitäten zurückgekehrt.

Fettverlust im Gesicht kann man auf mehreren Wegen ausgleichen. Die gebräuchlichste Technik besteht im Einspritzen eines Produkts namens New Fill in die betroffenen Gebiete. Fragen Sie Ihre Ärztin/Ihren Arzt oder ein anderes Mitglied Ihres Gesundheitsteams, ob diese Behandlung für Sie in Frage kommt.

Fettansammlungen am Nacken sowie Lipome kann man operativ entfernen.

Weitere Optionen bestehen in der Behandlung mit menschlichem Wachstumshormon oder anabolen Steroiden – sprechen Sie mit Ihrem Behandlungsteam.

Einen gewissen positiven Effekt gegen Fettzunahme haben auch regelmäßiges Herz-Kreislauf-Training sowie Krafttraining.

Veränderungen des Körperfetts werden manchmal als stigmatisierend empfunden, als äußerlich sichtbares Zeichen, dass man eine HIV-Therapie macht. Solche körperlichen Veränderungen können zudem das Selbstbild verändern. Wenn das bei Ihnen der Fall sein sollte, kann es hilfreich sein, solche Ängste und Gefühle anzuerkennen und mit jemandem darüber zu reden. Sprechen Sie Ihr Behandlungsteam darauf an, ob eine Gesprächstherapie oder eine Behandlung gegen Depressionen möglich ist, falls Sie sich davon Hilfe versprechen.

Veränderungen des Stoffwechsels

Anti-HIV-Medikamente können auch den Stoffwechsel verändern, also die Art und Weise, wie der Körper Stoffe aufnimmt, transportiert, umwandelt und ausscheidet.

Zu nennen sind hier insbesondere Veränderungen der Blutfettwerte (Cholesterin und Triglyceride) sowie der Blutzuckerwerte.

Cholesterin

Es gibt zwei Arten von Cholesterin, das HDL-Cholesterin, häufig auch „gutes“ Cholesterin genannt, und LDL- oder „schlechtes“ Cholesterin.

Bei Menschen mit HIV und anderen chronischen Erkrankungen sind die HDL-Cholesterinwerte oft abgesenkt. Hohe LDL-Cholesterinwerte, zu denen es häufig im Rahmen einer Behandlung mit Anti-HIV-Medikamenten kommt, sind ein Zeichen für ein erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten.

Das erhöhte Risiko für Herzkrankheiten bei hohen LDL-Cholesterinwerten wird durch folgende Faktoren noch weiter verstärkt:

  • Rauchen
  • hoher Blutdruck
  • Herzkrankheiten in der Familiengeschichte
  • untrainierter Zustand
  • Alter über 45 (Männer) oder 55 (Frauen)
  • Insulinresistenz oder Diabetes
  • hohe Blutzuckerwerte
  • Übergewicht, insbesondere mit Fettansammlung um die Körpermitte
  • Gebrauch stimulierender Drogen wie Kokain oder Amphetamine.

Besonders wichtig ist die Kontrolle Ihrer LDL-Cholesterinwerte bei Einnahme von Protease-Inhibitoren.

Triglyceride

Triglyceride sind Glycerinmoleküle mit drei Fettsäuren, die aus Fett, Zucker und Stärke in unserer Nahrung gebildet werden. Diese Triglyceride werden mit dem Blut durch den Körper transportiert und im Gewebe oder in der Leber gespeichert. Einige Anti-HIV-Medikamente können die Triglyceridwerte erhöhen.

Glukose/Blutzucker

Bei Glukose handelt es sich um einen sogenannten Einfachzucker, der sich auch im Blut findet. Bei hohen Glukosespiegeln kann das Risiko von Herzerkrankungen erhöht sein. Einige Anti-HIV-Medikamente können den Blutzuckerspiegel erhöhen.

Insulin

Insulin wird vom Körper produziert, um den Blutzuckerspiegel im Gleichgewicht zu halten. Einige Patient(inn)en, die Anti-HIV-Medikamente nehmen, müssen mehr Insulin produzieren, um den Glukosespiegel zu kontrollieren; man nennt dies Insulinresistenz. Im Rahmen der HIV-Therapie kann es erforderlich sein, die Insulinspiegel zu kontrollieren.

Symptome von Stoffwechselveränderungen

Abnormale Blutfett- und Blutzuckerwerte äußern sich manchmal in Symptomen wie

  • Müdigkeit
  • Schwindelgefühl (aufgrund hohen Blutdrucks)
  • Konzentrationsstörungen
  • häufigem Harndrang
  • Durst.

Manchmal aber bemerken die Patient(inn)en überhaupt nichts, selbst wenn sie schon seit längerer Zeit abnormale Bluttfett- und Blutzuckerwerte haben und dadurch ihr Risiko für Herzerkrankungen erhöht ist.

Herzerkrankungen und Anti-HIV-Medikamente

Nach Beginn einer HIV-Behandlung können Ihre Blutfettwerte ansteigen, vor allem bei bestimmten Protease-Inhibitoren. Manchmal ist dieser Anstieg so stark, dass eine Ernährungsumstellung, zusätzliche Bewegung oder eine medikamentöse Behandlung erforderlich werden, um die Werte unter Kontrolle zu halten.

Große Studien mit Patient(inn)en, die Protease-Inhibitoren einnehmen, belegen einen leichten, aber signifikanten Anstieg des Risikos für Herzerkrankungen. Einige (aber nicht alle) Studien legen darüber hinaus nahe, dass auch Abacavir (Ziagen, auch in den Kombinationspräparaten Kivexa und Trizivir enthalten) das Risiko für Herzerkrankungen erhöhen könnte, insbesondere, falls weitere Risikofaktoren für Herzkrankheiten vorliegen.

Wenn bei Ihnen Risikofaktoren für eine Herzerkrankung vorliegen, kann man aber die HIV-Therapie so zusammenstellen, dass sie dieses Risiko nicht weiter erhöht. Und ein Risiko für eine Herzerkrankung bedeutet nicht automatisch, dass sich eine solche Krankheit auch entwickelt – um das zu verhindern, kann man eine Menge tun.

Am wichtigsten ist, die Cholesterin-, Triglycerid- und Blutzuckerwerte regelmäßig bestimmen zu lassen, damit Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Warnzeichen rechtzeitig entdecken kann.

Dem Herzen Gutes tun

Sie können eine Menge tun, um Ihre Blutfettwerte im grünen Bereich zu halten. Dazu gehört zum Beispiel eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse und nicht zu viel Fett, regelmäßige körperliche Betätigung und gegebenenfalls der Verzicht aufs Rauchen.

Blutfettsenker

Unter bestimmten Umständen wird Ihnen Ihre Ärztin oder Ihr Arzt sogenannte Blutfettsenker verschreiben. Diese Medikamente werden eingesetzt, um Herzerkrankungen oder Arterienverhärtungen zu behandeln; dazu gehören Statine (um die Cholesterinwerte zu senken) und Fibrate (um die Triglycerid- und auch die Cholesterinwerte zu senken). Einige Statine können zu Wechselwirkungen mit Protease-Inhibitoren führen, und sowohl Statine als auch Fibrate können selbst Nebenwirkungen verursachen – Ihre Ärztin oder Ihr Arzt wird diese gegebenenfalls überwachen.

Erforscht wird zudem, wie effektiv bestimmte Substanzen zur Kontrolle des Blutzucker- und Insulinspiegels bei HIV-positiven Patient(inn)en sind.

Leberprobleme

Die meisten HIV-Medikamente werden über

die Leber verstoffwechselt, und bei einigen Patient(inn)en kommt es im Rahmen der HIV-Therapie zu Leberproblemen. In vielen Fällen liegen bei diesen Patient(inn)en weitere Risikofaktoren vor, zum Beispiel eine Infektion mit Hepatitis-B- oder Hepatitis-C-Virus, eine Behandlung mit anderen, potenziell leberschädigenden Medikamenten oder Drogen- und Alkoholkonsum.

Im Rahmen ihrer HIV-Therapie werden regelmäßig Blutuntersuchungen durchgeführt, um den Gesundheitszustand Ihrer Leber zu überprüfen. Sollten bei Ihnen Leberprobleme auftreten, bestehen die Optionen unter anderem darin, die Therapie zu wechseln oder die Leberprobleme medizinisch zu behandeln.

Auch eine Ernährungsumstellung kann helfen – essen Sie viel frisches Obst und Gemüse und vermeiden Sie fettreiche Nahrung. Auch übermäßiger Alkoholgenuss und einige Partydrogen können die Leber schädigen oder bestehende Leberprobleme verschlimmern. Wenn Sie sich über Ihren Alkohol- oder Drogenkonsum Sorgen machen, kann Ihr Behandlungsteam Ihnen mit Rat und Unterstützung weiterhelfen.

Periphere Neuropathie

Eine Schädigung der Nerven (Neuropathie) kann eine sehr schmerzhafte Nebenwirkung mancher Anti-HIV-Medikamente sein und auch durch HIV selbst verursacht werden.

Eine durch Anti-HIV-Medikamente verursachte Neuropathie tritt vor allem in den Armen und Beinen auf (bei Männern sehr selten auch in den Genitalien), also an der „Peripherie“; man nennt diese Nebenwirkung daher auch periphere Neuropathie.

Eine periphere Neuropathie betrifft normalerweise die Nerven in den unteren Beinen und Füßen, seltener auch in den Händen. Die Symptome können von leichtem Kribbeln über Taubheitsgefühle bis zu unerträglichen Schmerzen reichen, bei denen man nicht einmal Socken an den Füßen aushält. Normalerweise sind die rechte und linke Körperhälfte gleichermaßen betroffen.

Zu den weiteren möglichen Symptomen einer Neuropathie gehören Schwindelgefühl, Durchfall und bei Männern sexuelle Funktionsstörungen (Schwierigkeiten, eine Erektion zu bekommen oder zu halten).

Verursacht werden periphere Neuropathien vor allem durch die beiden Medikamente d4T und ddI. Diese Substanzen werden heute aber nur noch dann eingesetzt, wenn keine anderen Therapieoptionen mehr zur Verfügung stehen. Auch 3TC könnte mit dem Risiko für eine periphere Neuropathie in Verbindung stehen.

Ursache können aber auch andere Medikamente sein, die bei Patient(inn)en mit HIV eingesetzt werden, zum Beispiel einige Antibiotika, Mittel zur Tbc-Behandlung oder Substanzen zur Behandlung von Kaposi-Sarkomen (häufig mit KS abgekürzt).

Falls bei Ihnen eine durch Medikamente verursachte Neuropathie auftritt, ist es wichtig, unverzüglich Ihre Therapie umzustellen (natürlich in Abstimmung mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin). Nach dem Absetzen des Medikaments kann sich die Neuropathie zwar über einige Wochen noch verschlimmern, danach aber verschwindet sie in aller Regel mit der Zeit.

In der Zwischenzeit kann Ihnen Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Medikamente verschreiben, um die Schmerzen zu vermindern. Studien haben gezeigt, dass die Substanz L-Acetyl-Carnitin (auch: Acetyl-L-Carnitin) die Symptome einer Neuropathie verringern kann.

Es gibt verschiedene Ursachen für Nervenschädigungen bei Menschen mit HIV, zum Beispiel HIV selbst, weitere Infektionen oder Probleme mit der Ernährung. Falls Sie bei sich Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Schmerzen in Ihren Beinen und Füßen feststellen, ist es daher sehr wichtig, Ihre Ärztin oder Ihren Arzt darüber zu informieren, damit er oder sie die Ursache ermitteln kann.

Community Consensus Statement on Access to HIV Treatment and its Use for Prevention

Together, we can make it happen

We can end HIV soon if people have equal access to HIV drugs as treatment and as PrEP, and have free choice over whether to take them.

Launched today, the Community Consensus Statement is a basic set of principles aimed at making sure that happens.

The Community Consensus Statement is a joint initiative of AVAC, EATG, MSMGF, GNP+, HIV i-Base, the International HIV/AIDS Alliance, ITPC and NAM/aidsmap
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